Deutsches Milchkontor: Nordhackstedter Mozzarella nach Japan

Reifen, Aufkochen, Salzen, Formen, Kühlen und Verpacken – in sechs Schritten wird in Nordhackstedt Mozzarella-Käse produziert. Das mag klein und überschaubar klingen. In Wirklichkeit ist das Deutsche Milchkontor, kurz DMK, ein großes Unternehmen, das seinen Hauptsitz im niedersächsischen Zeven hat und auf der hiesigen Geest seine nördlichste Niederlassung unterhält. Auf einem fünf Hektar großen Areal sind die Produktionslinien automatisiert, und es werden beeindruckende Roboter eingesetzt.

Die vollautomatisierten Maschinen laufen ständig. An 365 Tagen im Jahr. Morgens um 4 Uhr beginnt stets die erste von drei Schichten. „Die Kühe werden täglich gemolken, also wird auch täglich produziert“, erklärt Werksleiter Rainer Andresen. Stolze 1,5 Millionen Liter Rohmilch werden täglich in Nordhackstedt aufbereitet. Die 135 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden größtenteils in der Produktion eingesetzt – zur Kontrolle. Sie schreiten in spezieller Arbeitskleidung durch große Hallen und verästelte Gänge und blicken prüfend auf die Bildschirme, die die Parameter der einzelnen Produktionsschritte anzeigen. Schließlich landen zweieinhalb Kilogramm schwere, erhitzte Mozzarella-Brote in einem großer Spiralkühler, in der sie vier Stunden lang verweilen, ehe der fertige Mozzarella eingelagert und versendet werden kann.

Eine Meierei hat heute ganz andere Dimensionen als noch vor wenigen Jahrzehnten. Konzentration fütterte das Volumen. Auch in Nordhackstedt, in der ein Gebäude mit der Jahreszahl „1885“ die Anfänge dokumentiert. Es befindet sich in der Ortstraße. Der heutige Standort liegt an der Höruper Straße und wächst dort seit 1966. Rainer Andresen geht zu einer Karte und zeigt auf die Südflanke des fünf Hektar großen Komplexes: „Hier ist die Verwaltung, und hier fing einst die Zentralbutterei Nordhackstedt an“. 1984 erfolgte eine Erweiterung: die Käserei. Hergestellt wurden Gouda, Edamer oder Maasdamer.

Die Käse-Klassiker Mitteleuropas sind in Nordhackstedt längst Schnee von gestern. Da der Weltmarkt in der industriellen Milchwirtschaft den Takt vorgibt, erhielt die hiesige Meierei 2006 eine erste Produktionslinie für Mozzarella. Inzwischen gibt es eine zweite. So werden an einem einzigen Tag 200 Tonen der italienischen Käsesorte erzeugt. Sie lässt sich gut beim Kochen einsetzen, ist auf vielen Pizzas, und die wiederum sind längst globale Esskultur. „Nur ein Drittel unserer Produktion bleibt in Deutschland“, erklärt Rainer Andresen. „Ein weiteres Drittel geht in verschiedene Länder Europas, und das letzte Drittel nach Übersee.“ Japan und Südkorea sind in Fernost die größten Abnehmer. Kühl-Container schippern mit Nordhackstedter Mozzarella von Hamburg über den Ozean.

Die angelieferte Rohmilch ist nicht nur Ausgangspunkt für Mozzarella, sondern auch für drei weitere Produktionsstränge. Frühzeitig abgeschieden wird die überschüssige Sahne, die im niedersächsischen Edewecht zu Butter weiterverarbeitet wird. Außerdem die Molke: Deren Molkenproteine werden ins mitteljütländische Videbaek geliefert und werden dort für Sportler-Produkte und andere Nahrungsergänzungsmittel genutzt. Dort sitzt die große dänische Molkerei „Arla“. In Nordhackstedt gründete dieser Konzern 2014 zusammen mit der DMK-Group eine Tochtergesellschaft, die „ArNoCo“. Im Fokus: die Proteine der Molke und die Laktose, die für die Babynahrungsmittelherstellung verwendet wird.

Die Rohmilch ist in der Nordhackstedter Meierei der wichtigste Rohstoff, aber nicht der einzige. Das nötige Wasser wird aus einem Brunen auf dem Grundstück gewonnen, aber auch vom Wasserverband aus Oeversee bezogen. Das Abwasser wird im Norden des Firmenareals behandelt und geklärt, ehe es in den Schafflunder Mühlenstrom abgeleitet wird. Zertifikate belegen, dass die DMK-Group große Fortschritte macht, immer weniger Wasser zu benötigen und immer weniger Abwasser reinigen zu müssen. Auch Gas und Strom sind ein riesiger Kostenfaktor. Rainer Andresen erläutert die Devise: „Sparen, wo es geht, kostengünstig einkaufen und die CO2-Neutralität erreichen.“ Kurzum: Eine moderne Meierei besteht aus vielmehr als nur sechs einfachen Produktionsschritten.